Insulinom

Was ist ein Insulinom?

Darunter versteht man eine oder mehrere tumoröse Veränderungen in der Bauchspeicheldrüse, welche unabhängig von der Nahrungszufuhr Insulin produzieren. Damit erfolgt eine mehr oder weniger regelmäßige Unterzuckerung (Hypoglykämie) des Körpers, also grob gesagt das Gegenteil von dem was bei einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) passiert.

 

Welche Symptome gibt es?

Geringe Unterzuckerungen fallen nur sehr selten auf. Das Frettchen ist vielleicht etwas schlapper als seine Partner, es braucht länger zum Aufwachen, es zittert häufig. Dramatischer wird es bei Unterzuckerungen größeren Ausmaßes. Dabei kann es zu kollapsähnlichen Zuständen kommen, die von jetzt auf gleich passieren. Da Nervenzellen sehr sensibel auf Schwankungen des Blutzuckerspiegels reagieren, kommt es immer wieder zu "neurologischen" Symptomen die dann auch als solche behandelt werden. Darunter fällt zum Beispiel das Nachschleifen der Hinterbeine.

 

Wie erfolgt die Diagnose?

Das Wichtigste neben der Krankengeschichte mit den oben erwähnten Erscheinungen ist die Messung des Blutzuckerspiegels. Falls dieser unter 60 mg/dl liegt hat man meistens schon die Diagnose. Es gibt kaum eine andere Ursache die diesen Wert so weit sinken lässt. Möglich wären schwere Infektionen oder sehr  langes Fasten. So etwas bleibt einem halbwegs aufmerksamen Besitzer aber nicht verborgen. Der Blutzuckerspiegel unterliegt jedoch tageszeitlichen Schwankungen und ist natürlich auch von der Nahrungsaufnahme abhängig, so dass oftmals die Bestimmung des Blutzuckers ein weiteres Mal durchgeführt werden muss. Man kann daneben auch eine Bestimmung des Insulins im Blut vornehmen, diese Methode ist aber aus diversen Gründen etwas weniger aussagekräftig und wird eher bei unklaren Fällen oder zur Absicherung der Diagnose verwendet.

Röntgen und Ultraschall sind zwar zur Diagnosestellung in diesem Fall untaugliche Mittel, sollten aber (vor allem bei älteren Frettchen) zur Abklärung möglicher weiterer Erkrankungen schon durchgeführt werden. Ebenso sollte das bei der Abnahme bereits gewonnene Blut  noch weiter untersucht werden. Merke: jedes Tier hat ein Recht auf mehrere Erkrankungen!

 

Wie wird therapiert?

Die Methode der Wahl stellt die chirurgische Entfernung der Insulinome dar. Dabei werden die oft nur stecknadelkopfgroßen Zubildungen in der Bauchspeicheldrüse aufgesucht und herausgeschnitten. Zum Glück ist dieses Organ beim Frettchen nicht ganz so empfindlich wie bei anderen Tierarten, aber auf Grund seiner Größe stellt es eine einigermaßen große Herausforderung dar. Für die operative Entfernung kommen nur Frettchen in Frage die einen guten Gesundheitszustand aufweisen. Das bedeutet, dass zuerst der Zustand des Frettchens medikamentell stabilisiert werden muss. Der große Vorteil der Operation liegt in dem Umstand, dass man dem Tier keine Medikamente verabreichen muss und damit den Nebenwirkungen entgeht. In manchen Fällen können sich allerdings wieder Insulinome bilden und die Einnahme von Medikamenten notwendig machen. Auf alle Fälle hat man dem Frettchen (und sich selbst) einen therapiefreien Zeitraum verschafft. Nachteil: es ist ein Eingriff in Vollnarkose und damit unterliegt der Patient natürlich dem allgemeinen Narkose- und Operationsrisiko. Allerdings ist dieses Risiko heutzutage bei den modernen Narkoseverfahren relativ gering.

 

Die konservative (medikamentelle) Therapie erfolgt in aller Regel mit dem Wirkstoff Diazoxid welcher den Insulinspiegel senkt. Leider ist dieses Medikament in Österreich nur über Sonderimport erhältlich, aber in unserer Ordination immer verfügbar, da es bei uns sehr häufig zur Anwendung kommt.

Möglich ist auch eine Kombination mit einem Kortisonpräparat, wenn Diazoxid alleine nicht ausreicht, um die Unterzuckerung unter Kontrolle zu bringen. Man beginnt mit einer geringen Dosis (beim Frettchen immer zweimal täglich) und passt diese Dosis dann an die bei Kontrollen erhobenen Blutzuckerwerte an. Ab der Diagnosestellung ist diese Therapie dann lebenslänglich durchzuführen. Es kann dann hin und wieder vorkommen, dass mit Fortdauer der Erkrankung die Dosis erhöht werden muss. Daher sind regelmäßige Kontrollen notwendig.

 

 

Worauf muss ich achten, wenn mein Frettchen ein Insulinom hat?

Wichtig ist auf die richtige Ernährung zu achten. Das Frettchen muss immer Zugang zum Futter haben und sollte nicht längere Zeit nüchtern bleiben. Das Futter sollte von sehr guter Qualität sein, einen hohen Proteingehalt aufweisen und nach Möglichkeit wenig bis gar keinen Zucker. Die Verabreichung zuckerhaltiger Pasten hat sich auf ein Minimum zu beschränken, z.B. die Eingabe von Medikamenten. Für den Notfall (Kollaps aufgrund einer massiven Unterzuckerung) sollte immer Traubenzucker (nein, nicht die quadratischen weißen Packerln, sondern der gewöhnliche Traubenzucker für die Küche) vorrätig sein, um daraus eine Lösung zu machen, die man dem Frettchen in das Maul einflößt. Zur Alternative taugt auch Honig.

Regelmäßige Kontrollen des Blutzuckerspiegels (alle 3 - 4 Monate) sollte man tunlichst einhalten.